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Pferde-Mättes

Der Pferde-Mättes hatte bereits als kleiner Junge seinen Namen erhalten, weil er Pferde über alles liebte und sich immer in ihrer Nähe aufhielt. Später gehörte es zu seinem Beruf, ständig mit Pferden umzugehen. Er besorgte Transportaufträge aller Art, und wenn diese eine Zeitlang ausblieben, schleifte er Holzstämme aus dem Wald an den Weg. Er war, wie die Leute sagten, ein richtiger "Schorjer". Dieses Holz musste ja auch an die Mosel gefahren werden. Von dort wurde es unter Umständen bis zum Niederrhein geflößt. Bei uns gab es noch keine Holzindustrie. Um nach Zell zu gelangen, musste man den alten Bergweg benutzen, der war ausgefahren, schmutzig, eng, schlecht zu gehen und noch schlechter zu fahren. Lange Strecken waren so schmal, dass zwei Fuhrwerke nicht aneinander vorbeifahren konnten. Nur ab und zu gab es eine Ausweichstelle, dorthin musste dann ein Gefährt rangiert werden.

Einmal fuhr der Pferde-Mättes mit seinem Fuhrwerk nach erledigtem Auftrag den Berg hinauf in Richtung Heimat. Plötzlich, nach einer Kurve, stand die Kutsche des Landrats vor seinen Pferden und blockierte die Straße. Der hochmütige Kutscher auf dem Bock schrie und schimpfte über den ungehobelten "Holzschleifer", damit dieser ausweichen sollte. Er meinte, der Hunsrücker Bauer müsse doch dem Landrat Platz machen. Aber der Pferde-Mättes wich keinen Zentimeter zurück. Er seinerseits bedachte den Kutscher mit den ausgefallensten Schimpfwörtern. Aller Disput half nichts. Diesen hatte sich der Landrat eine Weile angehört, dann öffnete er den Schlag und rief erbost: "Wissen Sie denn nicht, wer ich bin? Ich bin der Landrat König!" "Su, bess dau der Landrat König!" rief Pferde-Mättes zornig zurück, "Dann mache eich dich weile zom Kaiser!"


Weit ausholend schwang er seine Peitsche und knallte sie dem Landrat um die Ohren. Jetzt hatte es der Herr Kutscher aber eilig, an die Seite zu rücken und den Pferde-Mättes vorbeizulassen. Der ahnte allerdings Unheil und versteckte sich mit Pferden und dem Wagen vorerst in den Walhausener Fichten.

Der Landrat kochte vor Wut. Einen solchen störrischen Hunsrücker hatte er noch nicht erlebt, der es wagte, ihn zu demütigen. Sofort musste die berittene Polizei ausrücken und alles absuchen, aber den Pferde-Mättes konnten sie nicht finden. Als die Polizisten wieder den Zeller Berg hinunterritten, fuhr Pferde-Mättes seelenruhig nach Hause und tat so, als ob nicht das Geringste geschehen wäre.


Quelle: Archiv Geschichten, 1984, von Werner Geisen

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